Gründung der Stiftung Großes Waisenhaus 1245
Annette Boldt-Stülzebach: Die Anfänge des Hospitals Beate
Mariae Virginis in Brauschweig (aus zeitgeschichtliche Beiträge,
750 Jahre Großes Waisenhaus BMV Seite 11-24)
"Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit von Gottes
Gnaden Otto Herzog von Braunschweig allen für immer [...] - Es soll
also unsere gegenwärtige Zeit wissen, und die künftige Nachwelt
soll es weiter einsehen und erkennen, daß unsere geliebten Bürger
von Braunschweig mit frommer Eingebung des Geistes es für
nützlicher hielten, mit den ihnen von Gott anvertrauten Pfunden zu
wuchern, als sie in die Erde törichterweise zu vergraben. Und so
haben sie mit den von dem Herrn ihnen gegebenen Gütern in der Alten
Wiek ein Spital zur Ehre der seligen Jungfrau Maria errichtet, in
dem Gebrechliche und Kranke Aufnahme und Verpflegung finden sollen.
[...]¹
Mit diesen wolhgesetzten Worten, die Herzog Otto das Kind am 13.
November des Jahres 1245 von dem Notar Heinrich niederschrieben
ließ, tritt erstmals, gleichsam exemplarisch für viele andere
bürgerliche Stiftungen des Mittelalters in Braunschweig, aber auch
in andere Kommunen, das Hospital Beate Mariae Virginis in das
Blickfeld des heutigen Betrachters. Den Zeitgenossen im
mittelalterlichen Braunschweig, dies dokumentiert der Text dieser
Bestätigungsurkunde, aber auch der Inhalt der zwei Tage später, am
15. November 1245 im Namen des Bischofs Meinhard von Halberstadt
aufgesetzten Urkunde, war diese Einrichtung sicherlich bereits ein
Begriff, zumindest seit dem Gründungsbeschluss einflußreicher
Bürger. Ein Blick auf den Urkundeninhalt mag dies erklären.
Im November des Jahres 1245 bestätigten sowohl Herzog Otto das Kind
als auch der Bischof Meinhard von Halberstadt einen Vorgang, der
nicht auf ihre Initiative hin in Braunschweig stattgefunden hatte:
Bürger der Stadt waren es gewesen, die zu einem nicht mehr
rekonstruierenden Zeitpunkt den Entschluß gefasst hatten, für
"Gebrechliche und Kranke" eine Einrichtung zu schaffen, wo diese
notleidenden Menschen "Aufnahme und Verpflegung" finden konnten.
Dieser Entschluß war zum Zeitpunkt der Bestätigung 1245 bereits in
die Tat umgesetzt worden, denn die herzogliche Urkunde spricht
davon, das das Spital in der alten Wiek errichtet sei.
¹ Übersetzung nach G. v. Hartmann, Die Braunschweigischen
Stiftungen des Öffentlichen Rechts, Braunschweiger Werkstücke Bd.
50, Braunschweig 1973, S.20.
(Zitat aus zeitgeschichtliche Beiträge, 750 Jahre
Großes Waisenhaus BMV Seite 13)